Ich weiß, am Anfang ist das alles sehr viel Input und man ist froh den Prozess überhaupt als Ganzes verstanden zu haben. Dennoch gibt es typische Hobbybrauer Anfängerfehler, die du bereits zu Beginn vermeiden kannst.
Die Community sagt immer: „Brauen lernt man nur durch brauen“. Das ist natürlich richtig – du kannst noch so viel lesen, aber am Ende musst du einfach mal brauen um das Erlernte zu verinnerlichen oder einfach mal Fehler zu machen. Denn nur so wirst du besser!
Wie auch immer dein Start und der erste Sud aussehen wird, es gibt als Hobbybrauer ein paar Anfängerfehler, die schon von so vielen vor dir gemacht wurden. Diese kannst du nun von Anfang an vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
1. Hefeschau mit Risiko
Der wohl am häufigsten gemachte Hobbybrauer Anfängerfehler ist das ständige überprüfen der Gärung. Sei es die Ungewissheit, das Auftreten unbekannter Gerüche, oder einfach Ungeduld. Viele Hobbybrauer öffnen während der Gärung häufig den Gäreimer und schauen hinein.
Das ist halt problematisch, weil mit jedem Öffnen das Bier kontaminiert werden könnte. Wenn man mal den Eimer öffnet, um am Ende der Gärung eine Probe zu entnehmen, dann ist das OK. Die Hefe entwickelt durch den Gärprozess ja eine schützende CO2 Decke.
Diese Decke wird aber beim ständigen Öffnen immer mal wieder aufgewirbelt und zusätzlich wirbelst du neue, vielleicht kontaminierte Luft in den Eimer.
Einige sagen jetzt vielleicht: „Ich schau alle 2 Tage rein und mir ist noch nie ein Bier umgekippt“. Ja, Recht haben sie. Dann ist alles gut gegangen. Dann würde ich aber gerne Fragen: „Warum schaust du alle 2 Tage rein?“
Schrödingers Gäreimer
Das Ganze erinnert mich irgendwie an das Gedankenexperiment von Erwin Schrödinger. Solange wir nicht in den Gäreimer schauen, hat der Sud eine Infektion und hat gleichzeitig auch keine Infektion. 🙂
Die Gewissheit kommt erst, wenn man in den Eimer schaut. Viele wollen jetzt den „Katzenzustand“ klären und machen daher den Gäreimer auf.
Leider ist das aber paradox, da nach dem Öffnen des Eimers und der Erkenntnis „Mein Sud ist nicht infiziert“, der Sud wieder zum Ursprungszustand zurückkommt, da du dir mit dem Öffnen ggfs. eine Infektion eingeholt hast.
Eine sinnlose Schleife entsteht 🙂
Spaß bei Seite, kommen wir zum Learning:
So vermeidest du eine Infektion
- Lass den Eimer geschlossen, bis zu dem Zeitpunkt wo du entweder messen musst, oder das Bier stopfen willst
- Bei obergärig 7 Tage und bei untergärig 14 Tage
- Desinfiziere alle Gerätschaften die du ins Bier tauchst
Bei der Gärung ist es eigentlich schwer mit pauschalen Tagen zu arbeiten. Die oben genannten dienen daher nur als Richtwert.
Ein obergäriges Bier kann auch schon nach 2 Tagen fertig sein, aber es ist auf jeden Fall auch nicht schlecht, wenn du es erst nach 7 Tagen misst. Du kannst es locker 3 Wochen im Gäreimer haben, ohne dass du einen Unterschied feststellen würdest.
Das Gleiche gilt für untergärig. Die 14 Tage sind auch nur ein Richtwert und eine Gärung kann auch locker noch länger dauert. Aber in der Regel lohnt es sich kaum schon eher in den Eimer zu schauen, da es eigentlich selten vorher fertig ist. Und schneller wird es dadurch auch nicht fertig 🙂
Als Gäreimer kann ich übrigens den von Speidel empfehlen. Er ist zwar nicht aus Edelstahl, aber für den normalen Hobbybrauer bestens geeignet, da er (anders als diese Hobbocks) fürs Gären entwickelt wurde. Es gibt ihn auch in verschiedenen Größen.
- Komplettset mit Gärspund und Hahn
- Hochwertiges Material mit glatter Oberfläche
- Lässt sich einfach reinigen und Reste sind gut entfernbar
- Wurde für das Vergären entworfen und ist langlebiger als Hobbocks
Preis inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten. | Preise zuletzt aktualisiert am 07.11.2024 09:59 Uhr | Die Tabelle enthält Provisionslinks
2. Angebranntes Malz
Was sich auch immer wieder als klassischer Hobbybrauer Anfängerfehler herausstellt, ist das verkohlte Malz beim Maischen. Besonders häufig tritt das bei der Gasbrenner-Fraktion auf, was aber nicht heißt, dass die Elektro-Brauer keine Probleme damit haben.
Ob Gas oder Elektro, beide Energiequellen haben die Power das Malz in nur wenigen Sekunden anbrennen zulassen. Bei Gas passiert das häufig nur schneller, da die Brenner viel mehr Leistung aufbringen.
Angebranntes Malz ist oft das Aus für den ganzen Sud. Das Aroma von verbranntem Malz bekommst du nicht mehr wirklich aus dem Bier. Viele versuchen dann einfach weiter zu brauen und hoffen auf ein Wunder nach der Gärung.
Leider ist das oft vergebene Mühe.
Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Beim Heizen rühren!
In den Ruhephasen kannst du dann Bier trinken. Mit einem Rührwerk ists dann nochmal einfacher – da kannst du die ganze Zeit Bier trinken. Aber es spricht auch nichts gegen das gute alte Handwerk mit Paddel 🙂
Es gibt auch Pfannen mit Sandwich-Boden. Diese haben quasi einen Doppelboden und verhindern ein Anbrennen bei kurzer Unachtsamkeit, sind aber keine Versicherung gegen Ignoranz. 😉
Um Töpfe, Kegs oder anderes Hobbybrauer Equipment zu reinigen, eignen sich Chemipro Oxi oder Enzybrew 10 besonders gut. Diese beiden Reiniger verwende ich erfolgreich seit Jahren! Oxi ist aber eher ein Desinfektionsmittel und wird bei mir hauptsächlich im Kaltbereich eingesetzt.
3. Deckel beim Kochen auf der Pfanne
Bier, das nach gekochtem Mais oder Kohl duftet? Gute Alternative zum Amarillo, oder?
Das ist natürlich quatsch. Ein typischer Hobbybrauer Anfängerfehler ist das Kochen mit aufgesetztem Deckel. Das führt dazu, dass das Bier ein grässliches Fehlaroma erzeugt und letztendlich im Abfluss landet.
Das sog. Ausstinken ist beim Brauen zwingend notwendig, damit unter anderem das DMS ausgetrieben werden kann. Dabei wird es nie vollständig verschwinden, sondern nur auf einen nicht wahrnehmbaren Bereich reduziert.
Wichtig: Ausstinken kann das Bier nur, wenn es nicht wieder zurück tropft!
Daher muss der Deckel beim Brauen immer von der Pfanne genommen werden. Während der Aufheizphase kannst du den Deckel aber drauflassen.
Übrigens: Der dadurch entstehende Wasserverlust ist kein Desaster, sondern als Verdampfungsziffer mit einkalkuliert.
Weitere gute Informationen zu dem Thema findet ihr im Artikel: Bierfehler des Quartals: Dimethylsulfid (DMS)
Lesetipp
An dieser Stelle empfehle ich den Beitrag zur Reduktion der Kochzeit. Dort gehe ich auf DMS ein und erkläre, wie du deine Kochzeit für deine Sude reduzieren kannst. Das spart Zeit und Geld! Würze kürzer kochen!
4. Besser läutern
Das Läutern ist – glaube ich – der Prozess, wo die meisten Einsteiger Sorge vor haben. Man ließt immer von den großen Läuterkatastrophen die auftreten können.
Wenn man aber auf nur ein paar kleine Dinge aufpasst, dann ists eigentlich ganz einfach.
Unterdruck unter dem Treber
Ein oft gemachter Hobbybrauer Anfängerfehler passiert beim Läutern. Ich selber habe es beim Bier Triticum Wormatia am Anfang falsch gemacht und sogar hier im Blog dokumentiert.
Befasst man sich gerade erst mit der Materie, dann sind nicht alle Verfahren von vornherein logisch und man weiß es einfach nicht besser.
Konkret geht es um einen Schlauch, der direkt am Hahn des Läuterbottichs angeschlossen wird. Nach Öffnen soll dieser Schlauch die Würze aus dem Läuterbottich zurück in die Pfanne befördern.
Leider führt dieser Schlauch bei einigen zu massiven Läuterproblemen. Je länger er ist bzw. je tiefer er reicht, desto höher ist auch der Unterdruck der in ihm erzeugt wird. Das führt quasi zu einer Art Sog auf den Treber.
Der Treber zieht sich durch diesen Unterdruck zusammen, verdichtet und lässt keine Flüssigkeit mehr durch. Und schon ist die Läuterkatastrophe perfekt.
In dem Bild ist schön zu erkennen, dass der Treber sich an den Seiten in Richtung links zusammengezogen hat.
Einige von euch werden jetzt bestimmt einen Aha-Moment haben 🙂 Ich sehe diese zusammengezogenen Treber immer mal wieder, sogar bei fortgeschritteneren Hobbybrauern.
Solche Treber müssen nicht unbedingt für eine Katastrophe sorgen, erhöhen aber die Chance dafür und führen außerdem zu einer schlechteren Ausbeute.
Abhilfe schaffst du mit einer Entkopplung z.B. durch einen kleinen Trichter zwischen Läuterbottich und Schlauch. Hänge dafür einfach einen Trichter unter den Hahn.
Diese Kunststoff-Trichter gibt’s in jedem Baumarkt. Wer gerne Edelstahl möchte, kann sich diesen kleinen Trichter kaufen.
Zu schnell geläutert
Ein weiterer Anfängerfehler bei Hobbybrauern während des Läuterns ist das zu schnelle Läutern. Für die Läutergeschwindigkeit gibt es viele Quellen und es ist schwer hier pauschale Aussagen zu treffen.
Im Braumagazin gibt’s einen ausführlicheren Artikel und eine Berechnungsgrundlage für die Läutergeschwindigkeit.
Auf dieser Grundlage habe ich mir damals meine Läutergeschwindigkeit von 500ml/min errechnet und seitdem bei jedem Sud angewendet. Du musst nicht versuchen genau diese Geschwindigkeit zu erreichen, sondern sorge einfach dafür, dass es nicht deutlich zu schnell ist.
Damit man ein Gefühl bekommt, habe ich bei mir 500 ml/min genau eingestellt und vom Rinnsal ein Foto gemacht. Vielleicht könnt ihr damit ja etwas anfangen.
Wenn du zu schnell läuterst ergeht es dir wie bei dem Schlauch: Der Treber kann sich zusammenziehen und verstopfen.
Am besten ist es, wenn du zu Beginn sogar noch langsamer läuterst, bis sich der Treber im Arbeitsmodus befindet 🙂 Also bis kein Trub mehr durchkommt und die Vorderwürze klar ist. Dann kannst du die Geschwindigkeit langsam erhöhen.
Natürlich kannst du auch schneller läutern und trotzdem ein gutes Bier erzeugen. Du senkst so nur das Risiko, dass dein Brautag in einer Läuterkatastrophe endet.
Oxidation
Der Läuterprozess ist ideal geeignet um möglichst viel Oxidation zu erzeugen. Dabei entsteht ein übles Fehlaroma, das an nasse Pappe erinnert.
Viele Hobbybrauer merken gar nicht, dass ihre Biere oxidiert sind. Die Fehlaromen sind teilweise nur sehr dezent wahrnehmbar. Je nach Konzentration kann ein Fehlaroma aber selbst von Laien als unangenehm wahrgenommen werden.
Die Oxidation führt auch dazu, dass sich dein Bier recht schnell dunkel verfärbt.
Um das zu verhindern musst, du dafür sorgen, dass so wenig wie möglich Sauerstoff in die Würze gelangt. Das gilt in erster Linie für die Phasen, wo die Würze noch heiß ist.
Oxidation kurz und knapp
Durch den Eintrag von Sauerstoff in die heiße Würze, kann das Bier oxidieren. Das führt zu einem Fehlaroma und eine dunkle Verfärbung.
Achte beim nächsten Sud mal darauf und notiere dir die Prozessschritte, bei denen du einen erhöhten Sauerstoffeintrag feststellst. Häufig sieht man z.B. das Hobbybrauer den Hahn vom Läuterbottich öffnen und die Würze nach unten Plätschern lassen.
Aber auch beim Umfüllen der Würze von der Pfanne in den Läutereimer wird oft mit der Schwerkraft und viel Sauerstoff gearbeitet 🙂
Achtet ab dem nächsten Sud einfach mal auf solche Situation und versucht sie wenn möglich zu reduzieren.
Es gibt eigentlich nur eine Stelle, bei der es Plätschern darf: Wenn kalte Würze in den Gäreimer abgeseiht wird. Dann ist der Sauerstoff gut für die Hefe und sogar erwünscht.
Gute Literatur zum Thema
Das Thema Oxidation wird auch in den folgenden Büchern ausgiebig behandelt. Besonders in Hopfenliebe geht Toni auf Oxidation im Zusammenhang mit Hopfen bzw. Hopfenstopfen ein. Beides tolle Bücher, die ich an dieser Stelle gerne bewerben möchte:
5. Typischer Hobbybrauer Anfängerfehler: Zu früh abgefüllt
Hast du bei der Nachgärung immer ein schlechtes Gefühl? Schaust du immer mal wieder aufs Manometer? In der Hoffnung, dass es langsam mal aufhört, da der Spundungsdruck bereits erreicht wurde?
Musstest du dein Bier sogar schon einmal entlüften, da der Druck einfach zu hoch war?
Keine Angst, denn viele Einsteiger kennen das sehr gut. Oft wird nämlich der Sud zu früh in Flaschen abgefüllt, was dazu führt, dass das Bier munter weitergärt. Nur leider kann der Druck in den Flaschen nicht mehr durch das Gärröhrchen entweichen.
Probleme beim zu frühen Abfüllen
- Bier schmeckt nicht
- Weniger vom Bier
- Mehr Aufwand
- Stress
- Gefährliche Flaschenbomben
Wenn das Bier zu früh in die Flaschen kommt und dort noch weitergärt, entsteht zu viel CO2. Also mehr als du eigentlich im Bier haben willst. Das führt dazu, dass du das Bier kaum trinken kannst, weil es im ganzen Mund nur so sprudelt.
Es ist einfach nicht so richtig genießbar, als wäre es richtig karbonisiert.
Was auch häufig passiert ist das unkontrollierte Austreten des guten Stoffs und zwar auf den Boden. Das nennt man offiziell „Gushing“ und bedeutet, dass du am Ende mit 50% deines Bieres den Boden wischen kannst.
In schlimmeren Fällen trägst du dadurch auch schon mal den Kleister für die neuen Decken-Tapeten auf 😉
Stellt ein Hobbybrauer fest, dass sein Manometer schon über dem gewünschten Solldruck ist und noch steigt, dann geht die Panik los. Du stehst jeden Tag gestresst vor den Flaschen und hoffst, dass die Gärung stoppt.
Flaschenbomben sind dann das schlimmste, was passieren kann.
Gärung stoppen? Hilft nicht!
Einige greifen in dieser Situation zur Brechstange und stellen das Bier schnell kalt. Die Idee ist ja gut: Die Gärung wird durch kalte Temperaturen gestoppt und alles ist gerettet.
Leider hilft das nicht weiter. Zum einen kann eine untergärige Hefe trotzdem weitergären, oder es fängt dann wieder an zu gären, wenn du das Bier mal wieder wärmer stellen musst. Zum Beispiel wenn du keine freien Kühlmöglichkeiten hast oder einem Nachbarn mal ein Bier mitgibst.
Was auf jeden Fall zum Problem wird ist, dass du noch Zucker von der Nachgärung unvergoren im Bier hast. Das wirst du bestimmt schmecken und dein ganzes Bier ist überhaupt nicht mehr so, wie du es dir vorher hart erarbeitet hast.
So verhinderst du zu frühes Abfüllen
- Miss die Stammwürze deines Bieres
- Keine Veränderung seit 3 Tagen vor geplanter Abfüllung
- Prüfe, ob der Vergärungsgrad im Rahmen liegt
- Wenn du kein Messinstrument hast, lass dein Bier mindestens 3 Wochen gären (bei OG)
- Braue kein untergäriges Bier (UG), wenn du nicht messen kannst.
Meiner Meinung nach gibt es nur zwei Gründe, warum ein Hobbybrauer sein Bier zu früh abfüllt. Ungeduld oder Unwissenheit.
Auch hier ist die Geduld wieder gefragt. Selbst obergärige Hefen können mal einschlafen und die Hauptgärung somit länger dauern. Wenn du die Stammwürze nicht messen kannst, dann warte mindestens 3 Wochen.
Ohne Messinstrument rate ich jedem Anfänger von UG ab. Bevor du in Flaschen abfüllst, musst du wissen, ob die Gärung fertig ist oder nicht. Die UG Hefen lassen sich teilweise sehr lange Zeit oder schlafen bei schlechter Gärführung mal ein.
Wenn du aktuell noch nichts misst, dann kauf dir bitte ein Refraktometer. Es kostet nicht viel und hilft dir das Gärende zu bestimmen. Natürlich gibt’s hier wieder günstigere aber auch teurere Varianten:
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3 Tage vor Ende messen reicht nicht
Wenn du kannst, miss 3 Tage vor dem Abfüllen die Stammwürze deines Bieres. Am geplanten Tag misst du diese erneut. Hat sich nichts getan, dann hat es auf jeden Fall nicht weiter gegärt.
Das bedeutet aber nicht, dass du jetzt einfach abfüllen sollst. Wenn die Hefe eingeschlafen ist, dann hast du dennoch vergärbaren Restextrakt im Bier. Prüfe daher, ob der Vergärungsgrad der Hefe in einem üblichen Rahmen liegt.
Nutze dafür einfach einen Rechner und ermittle den scheinbaren Endvergärungsgrad. Dann vergleiche diesen mit Erfahrungswerten von Hobbybrauern. Schaue hier nicht auf jedes Prozent. Dieser Wert ist von vielen Faktoren abhängig und schwankt.
Endvergärungsgrad
Der Endvergärungsgrad (EVG) sagt aus, wie viel Prozent der ursprünglichen Stammwürze schon vergoren wurde. Am Anfang noch bei 0%, steigt dieser Wert bis zum Gärende immer weiter an. 100% werden aber nie erreicht, da nicht jeder Zucker in der Würze vergoren werden kann.
Wenn du zum Beispiel bei der US-05 einen scheinbaren EVG von 60% errechnet hast, dann ist die Gärung noch nicht durch.
Beachte aber, dass eine Hefe, die mehrmals geführt wird (wiederverwendet wird) in der Regel höher vergärt, als frisch aus der Tüte.
Irgendwann entwickelst du ein Gefühl und kannst abschätzen, ob die Gärung bei einem gewissen Vergärungsgrad durch ist und ob du abfüllen kannst. Bis dahin befolge einfach die o.g. Regeln.
Häufig wird auch einfach zu viel Zucker in die Flaschen gegeben. Diese Überdosierung kannst du durch eine Dosierhilfe absolut vermeiden. Im FAQ Bereich gehe ich auf die Funktion dieser Dosierhilfe ein.
6. Hopfen zu früh in den Whirlpool
Viele Craft Beer Rezepte haben Hopfengaben, die erst zum Ende hin in den Whirlpool kommen. Die sogenannte Whirlpool-Hopfung.
Es scheint ein klassischer Hobbybrauer Anfängerfehler zu sein, diese direkt nach Kochende hinzuzugeben. Gerade weil viele zu Beginn noch keine Kühlung haben, wird diese oft falsch durchgeführt.
Wenn in einem Rezept von WP-Hopfung oder Whirlpool-Gabe gesprochen wird, dann wird davon ausgegangen das durch den Hopfen keine weiteren Alphasäuren gelöst werden. Die Alphasäure sorgt nämlich im Bier für die Bittere.
Eine Hopfengabe in den Whirlpool ist in der Regel dafür da, möglichst viele Aromaöle zu lösen, ohne dass es zusätzlich bitter wird. Andernfalls ist es mit Sicherheit im Rezept beschrieben.
Wenn du also mal ein sehr bitteres Bier hattest und dich wunderst, warum andere Brauer nicht das Problem haben, dann lag es vielleicht daran.
Da Hopfen häufig im Grammbereich eingewogen wird, bietet sich eine gute Grammwage bzw. Feinwage an. Ich verwende die folgende bereits seit vielen Jahren. Sie funktioniert einwandfrei und ich musste noch nicht einmal die Batterie wechseln. Absolute Empfehlung!
Richtig in den Whirlpool Hopfen
Was heißt das jetzt für dich?
Whirlpool Hopfengaben immer unter 80°C, es sei denn, es steht anders im Rezept.
Außerdem wird angenommen, dass du (danach den Whirlpool andrehst und) mindestens 20 Minuten wartest.
Hast du keine Kühlung, dann musst du die natürliche Abkühlzeit zwischen „Feuer aus“ und 80°C als Nachisomerisierungszeit mit in dein Rezept berechnen. Dadurch entsteht eine Bittere, die der Rezeptautor natürlich nicht vorhersehen konnte.
Und erst dann gibst du den Hopfen hinein.
Am einfachsten ist die Verwendung eines Würzekühlers. Hier gibt es viele verschiedene Varianten (Provisionslink).
Die einfachste, aber teurere Variante ist dieser Kühler, wo man nur noch einen Gardena Schlauch anschließen muss.
Alternativ kann man auch folgendes Angebot kaufen und die Schläuche und Adapter selber dranbasteln:
Fazit
Zusammenfassend achte einfach auf folgende Punkte:
- Vermeide ständiges Öffnen des Gäreimers
- Beim Heizen der Maische immer rühren
- Kein Deckel beim Kochen auf der Pfanne
- Vermeide einen Unterdruck unter dem Treber beim Läutern
- Läutere nicht zu schnell
- Versuche nicht zu viel zu plätschern
- Bier erst abfüllen, wenn es 100% nicht mehr gärt
- Wenn nicht anders im Rezept: Whirlpool Hopfung immer unter 80°C
Du hast gesehen, mit nur wenig Aufwand kannst du die meisten Hobbybrauer Anfängerfehler vermeiden und hast sicher ein tolles Brauergebnis.
Verlinkte Produkte
Als Amazon-, Tradetracker- und Ebay-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen über die von mir mit (*) verlinkten Produkte.
Kommentare
Danke schön Tobi für diesen Artikel, wie immer sehr verständlich geschrieben. Weiter so, ich freue mich schon auf deinen nächsten Beitrag.
LG Mats
Hi Mats,
wie immer danke für dein Interesse und dein Feedback. 🙂
LG Tobi
Super Artikel. Bestimmt schon jeden Fehler mind. einmal gemacht 😉
Danke für die Aufstellung. Gruß Stefan
Sehr gut geschrieben. Danke.
Gruß
Patrick
Schöner Artikel! Vor allem die Thematik rund ums läutern ist für mich sehr interessant. Darüber habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.
Vielen Dank für die Tipps,
hätte ich das mal früher gelesen…
LG Alex
Hallo Tobi
Deckel drauf beim Kochen – gilt das erst ab der ersten Hopfengabe, oder von Anfang an? Ab der Hopfengabe ist mir klar, weil dann wirklich Bitterstoffe weg müssen, aber manchmal soll es ja 20 Minuten oder länger kochen bis überhaupt der erste Hopfen dazukommt. Auch schon für die 20 Minuten den Deckel runter?
Simon
Hi Simon,
Deckel beim ganzen Kochvorgang runter. Es geht da um das Verdampfen von DMS. Lies dir am besten mal diesen Beitrag von mir durch. Dann sollte es klar sein 🙂
Wie du deine Würze kürzer kochen kannst!
VG
Tobi
Danke
Hallo,
erste einmal vielen Dank für eure Tipps !
Bin nach 12 x 4-Liter Brausets von besserbrauer sicherlich noch Anfänger obwohl alle 12 Sets einwandfrei funktionierte und lecker schmeckten.
Mit meinem neuen Equipment von Brew Monk – 24L Braukessel mit Umlauf, Edelstahl Gärbehälter, Malzmühle – ist die Würze nach der Hauptgärung schleimig und fädenziehend.
Was kann der Braufehlen sein.
Danke für einen Tipp.
liebe Gruesse Richard Kleinofen
Hallo Richard,
danke für dein Feedback und deine Frage.
Immerhin hast du schon 12 Sude, das ist schon beachtlich und als Einsteiger würde ich mich nicht mehr bezeichnen. Die Ausschlagmenge ist im Prinzip egal. Es ist die Erfahrung die zählt!
Ohne es objektiv beurteilt zu haben, vermute ich eine Infektion! Schleimig und Fäden? Klingt nach Kahmhaut. Kannst ja mal nach googlen, oder du fragst im hobbybrauer.de Forum mal die Experten.
Die Ursache könnte vieles sein. Fehler Nummer 1 auf jeden Fall! 🙂 Aber auch während des Brautags könnte dein Sud infiziert worden sein. Könnte aber auch ein Blausud sein, wegen des Schleims.
Mh… befrage am besten mal die Community und reiche gleich ein Bild ein.
Viele Grüße,
Tobi
Hallo Tobi,
danke für den Artikel zu den Anfängerfehlern. Irritiert hat mich jedoch der Fehler „zu oft in den Gäreimer schauen“.
Ich habe bisher meist untergärige Biere gebraut und nach dem Aufweißen den Schaum und die Hopfenharze abgeschöpft. Sollte ich das bleiben lassen?
Danke für die Ratschläge der gesamten Gemeinde 😉
Edgar
Hi Edgar,
jeder soll so brauen wie er es am liebsten macht und das sind alles nur Ratschläge. Wenn das bei dir immer gut ging, möchte ich dir da nicht reinfuschen.
Aber mal abgesehen davon, dass es umstritten ist die Hopfenharze zu entfernen: Es ging in erster Linie um die ungeduldigen Einsteiger, die den Eimer jeden Tag öffnen um die Gärung zu „kontrollieren“.
Ich mache den Deckel auch mal auf, z.B. um zu Stopfen. Das ist auch nicht kritisch. Aber ständiges Aufmachen schon.
Mach es wie du möchtest 🙂
Danke hat mir geholfen. Aber was tun, wenn der Fehler gemacht wurde? Muss das Bier dann in den Abfluss?
Hi Philipp, kommt drauf an welcher Fehler gemacht wurde
Worum geht’s?
LG Tobi
Hallo Tobi, ich habe heute zufällig eine Seite gefunden und muss sagen ich bin begeistert. Gute Erklärungen und sehr übersichtlich, gefällt mir sehr gut. Bis bald Werner
Hallo Werner,
das freut mich. Vielen lieben Dank!
Tobi
Hey, danke erstmal für die ganzen hilfreichen Tips!
Du schreibst, dass man die Nachisomierungszeit mit einberechnen soll… Ich habe keine Kühlung und lasse es „natürlich“ auf 80 Grad runter kühlen. Angenommen, das dauert so 45 Minuten. Soll ich diese Zeit dann von den 70 Minuten Hopfenkochen mit den unterschiedlichen Hopfengaben abziehen? Also nur 25 Minuten wirklich kochen? Und was wäre dann mit den Hopfengaben? Oder wie ist das gemeint? Ich verstehe nicht so ganz, wie ich mit dieser Nachisomierungszeit umgehen soll… Danke!! Liebe Grüße Kaja
Hallo Kaja,
Du kochst ganz normal wie im Rezept reduzierst aber die Hopfenmengen, damit es beim Kochen etwas weniger bitter wird als normal. In der Nachiso bekommst du dann die reduzierte Menge an Bitterstoffen wieder rein.
Nutzen am besten einen Rechner wie diesen hier um die Gesamt IBU des Rezepts zu behalten trotz fehlender Kühlung und nachisomerisierung.
Rechner
Lg Tobi
Hallo Tobi
Erstmal möchte ich dir zu dieser absolut gelungenen Seite gratulieren.
Ich hätte noch eine Frage zur Whirlpool-Hopfung: Warte ich, nachdem meine Würze die Temperatur von 80° unterschritten hat und ich dann den Hopfen dazugegeben habe, 20 min. bevor ich mit dem Whirlpool starte oder sollte der Whirlpool direkt und dann eben für 20min. gemacht werden?
Danke schon mal für deine Hilfe 🙂
Hallo Pierre,
danke für dein Feedback!
Du kannst den Hopfen direkt reingeben und den WP direkt andrehen.
LG
Tobi
Hallo,
für den Anfänger einige gute Tipps, die auch Fortgeschrittene kennen werden.
Eines hat mich (Braumeister i. R.) doch etwas verwundert: Wieso nur offen kochen? – Ja , das Ausstinken… Moderne Brauanlagen, auch im Hobbybereich, arbeiten mit Brüdenhauben oder noch komfortabler wie meine Anlage mit einem Dampfkondensator. Das hält den Brauraum nicht nur tropffrei, sondern verhindert auch Schimmelbildung wegen zuviel Feuchte. Zumindest konnte ich bei meinen Suden keinen nennenswerten Geschmacksunterschied feststellen, zumal auch die flüchtigen Stoffe mit der Kondensation abgeleitet werden. Es muß bei dieser Verfahrensweise natürlich darauf geachtet werden, dass es nicht überkocht. Wie siehst Du das ?
Gruß
Braugaul
Hallo Braugaul,
danke für deinen wertvollen Kommentar. Du hast natürlich vollkommen Recht. Brüdenhauben und Dampfkondensatoren (letzteres habe ich auch) sind super und genau richtig. Mit „offen kochen“ meine ich, dass keiner den Deckel draufmachen soll.
Dieser Beitrag richtet sich in erster Linie an Einsteiger, die weder Brüdenhaube noch DK haben und die durch den Deckel das Verdampfen reduzieren möchten (Angst vor Verlust). Daher habe ich es so formuliert. Danke für deine Einschätzung, die absolut korrekt ist!
LG Tobi