„Ein fertiges Bier in einem Monat selbstgemacht“
Ich habe mir diesen tollen und umstrittenen Titel zum Thema gemacht, da ich die Frage nach einem schnellen Bier regelmäßig im Forum lese und die Antworten häufig die Gleichen sind. In diesem Artikel versuche ich dir das geballte Wissen der Community zusammenzufassen und gebe ein paar Vorschläge für deinen Speed-Sud.
Zunächst muss aber einmal klar sein, welcher Teil der Bierproduktion so zeitintensiv ist. Ich gehe einmal davon aus, dass du schon einmal gebraut hast. Andernfalls rate ich dir an dieser Stelle erst einmal den Brauprozess zu lernen und dir für den ersten Sud genügend Zeit zu nehmen.
Stress am Ende des Prozesses kann sehr gefährlich werden, z.B. wenn du zu früh abfüllst und du dir Flaschenbomben baust. Der zeitintensive Prozess ist nicht der Brautag als solches, sondern die Zeit danach.
Das Bier benötigt CO2 und Gärnebenprodukte müssen während der Reifezeit abgebaut werden. Durch das sog. Lagern des Bieres, wird es allgemein runder und manche Biere entwickeln dadurch ihre stiltypischen Eigenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Fakten
Grundsätzlich hängt die Geschwindigkeit hin zum fertigen Bier von einigen Faktoren ab. Sie haben dabei unterschiedlich stark Einfluss und sind auch nicht immer zu 100% berechenbar. Daher solltest du wenn möglich immer so brauen, dass bis zum Ausschank inklusive Nachgärung und Reifezeit noch ausreichend Puffer existiert.
Wenn das jedoch nicht möglich ist und es tatsächlich schnell gehen muss, dann beachte die nun folgenden Faktoren.
Ausrüstung
Wie schon angesprochen, spielt die Nachgärung eine große Rolle für das Verkürzen der Zeit bis zum fertigen Bier. Niemand möchte ein schales Bier, daher ist die Zuführung von CO2 essenziell. Füllst du dein Jungbier in Flaschen ab und führst die Karbonisierung durch Zugabe von Zucker oder Speise durch, dann verlierst du während der Nachgärung in der Regel ca. 2 Wochen.
Die Nachgärung hat somit den wesentlichen Einfluss auf die Geschwindigkeit, kann aber durch den Einsatz von KEGs oder durch einen Drucktank unter Zwangskarbonisierung fast gänzlich eliminiert werden.
Wenn du in Zukunft häufiger schelle Biere herstellen willst, dann ist die Investition in KEGs empfehlenswert. Ist das hingegen nur eine einmalige Sache und es sind keine KEGs vorhanden, dann konzentriere dich auf die anderen Einflussfaktoren.
- Nachgärung in Flaschen: ca. 2 Wochen
- Karbonisierung in KEG oder Drucktank: wenige, bis 0 Tage
Bierstile
Die Reifung ist wichtig, damit Gärnebenprodukte abgebaut werden können und sich die oft noch kratzige Bittere des Hopfens abrunden kann.
Dunkle Biere benötigen in der Regel längere Zeit für die Reifung. Allgemein kann von folgenden Reifezeiten ausgegangen werden, wobei dies nur Richtwerte sind. [1]
- Weißbiere: 2-3 Wochen
- Helle Biere: 4-8 Wochen
- Dunkle Biere: 6-10 Wochen
- Stark- / Spezialbiere: Mehrere Monate
Nach dieser Auflistung solltest du dich für dein Vorhaben nur auf Weißbiere und helle Biere konzentrieren.
Möchtest du zudem noch ein sehr klares Bier haben, dann muss das Bier unter Umständen länger lagern, damit sich Trubstoffe absetzen können.
Damit du schnell und einfach die Lagerzeit deines Bieres bestimmen kannst, habe ich eine Tabelle angefertigt, die alle Informationen enthält: Lagerzeit / Reifezeit
Einsatzstoffe
Dein Brauwasser kann dazu führen, dass du die Lagerzeit unplanmäßig verlängern musst. Grund hierfür kann zum Beispiel ein sehr karbonathaltiges Wasser sein. Das führt dazu, dass dein Bier eine sehr kratzige Bittere besitzt, welche du erst noch rauslagern musst.
Das Wasser sollte tendenziell immer an den Bierstil angepasst werden. Fehlt dir dazu allerdings die Ausrüstung und das Know-How, dann minimiere das Risiko, indem dein Speed-Bier eine Bittere von unter 30 IBU besitzt.
Sind Röstmalze im Einsatz, kann das die Zeit für die Lagerung ebenfalls verlängern. Hintergrund ist, dass Röstaromen im Jungbier noch sehr dominant sind und erst durch die Lagerung abgerundet werden.
Der wichtigste Einsatzstoff ist jedoch die Hefe. Zunächst einmal hat die Hefeart Einfluss auf die Zeit. Obergärige Vertreter sind in der Regel schneller durch und somit zu bevorzugen. Die endgültige Zeit für die Vergärung ist allerdings individuell und nicht zu 100% kalkulierbar.
So kann es passieren, dass auch eine OG Hefe erst nach über einer Woche fertig ist. Ganz grob kann aber gesagt werden:
- Obergärige Hefe: Tage
- Untergärige Hefe: Wochen
Außerdem unterscheiden sich die Hefen untereinander auch teilweise sehr stark. Eine gute Übersicht über einige Trockenhefen mit Erfahrungen aus der Community, liefert das Hobbybrauer Wiki im Artikel Trockenhefe.
Auffallend schnell ist die Safbrew S-33 mit offenbar nur einem Tag Hauptgärung. Diese Werte sind natürlich immer mit Vorsicht zu genießen und bei jeder Gärung individuell zu überprüfen.
Als letztes lässt sich noch sagen, dass das Anstellen der Hefe auch unter besten Vorraussetzungen erfolgen soll. Das heißt:
- Richtige Menge Hefe
- Richtige Anstelltemperatur
- Hefe vorbereiten
- Eventuell Starter herstellen
Nur so wird verhindert, dass die Hefe bis zum Ankommen lange benötigt und garantiert, dass sie für die weitere Gärung bestens vorbereitet ist. Weitere Informationen dazu findest du hier.
Rezepte
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass du am besten ein Bier fokussierst, das folgende Eigenschaften erfüllt:
- Verwendung heller Malze
- Bittere: Max. 30 IBU
- Stammwürze: Max. 13 °P
- Schnelle obergärige Hefe
- Keine Röstaromen
Du kannst natürlich auch einfach eines der vielen Beispielrezepte auswählen:
Schnellbier
Das Schnellbier sticht bei der Suche nach einem fertigen Bier in einem Monat direkt ins Auge. Eigentlich entstand das Rezept aus einer Diskussion heraus, wie der Brauprozess beschleunigt werden kann.
Es basiert auf einer kurzen Kombirast, Läutern ohne Nachgüsse und einer kurzen Kochzeit. Für dich aber besonders interessant sind die Rezessionen der anderen Hobbybrauer. Angeblich ist das Bierchen bereits direkt nach der Nachgärung gut trinkbar. Das Rezept
Triticum Wormatia
Dieses Weizenbier kann ich jedem empfehlen der schnell ein leckeres Weizen brauen möchte. Das Triticum Wormatia ist außerdem ein gutes Einsteigerbier und duftet frisch getrunken sehr lecker nach Banane. Das Rezept
100% Haferbier
Wenn es auch etwas Spezielles sein darf, dann versuche es doch mal mit dem 100% Haferbier. Es ist sicher sehr experimentell und Hafer hat offensichtlich einen Eigengeschmack, aber das Bierchen kann jung getrunken werden und eignet sich somit ebenfalls für dieses Thema. Das Rezept
Kveik Biere
Als letzte Option wäre das Brauen von Kveik Bieren. Dahinter verbergen sich Biere, die durch Einsatz sog. Kveik-Hefen gebraut werden. Konstante und warme Temperaturen bis zu 30 Grad sind erforderlich.
Belohnt wird man mit einem sehr speziellen Bier, dass kurz nach der Nachgärung getrunken werden kann. Meine ersten Versuche mit Kveik waren unglaublich. Nach der Hefegabe (in meinem Fall die Ebbegarden), fing ich an, die Brauausrüstung zu reinigen. 30 Minuten später war schon eine Schaumdecke auf der Würze und 3 Tage später der Sud vergoren.
Gute Literatur aus dem Internet findet ihr hier: Informationen
Sonstiges
Vollständigkeitshalber möchte ich noch erwähnen, dass es auch experimentelle neue Methoden in der Community gibt. Brülosophy hat eine Methode veröffentlicht, durch die ein Lager innerhalb von 4 Wochen trinkfertig serviert werden kann.
Da ich für ein fertiges Bier in einem Monat allgemein ein obergäriges Bier empfehle und der Meinung bin, dass ein Lager lagern muss, wird dieses Verfahren hier lediglich referenziert, aber nicht detaillierter beschrieben. Methode für schnelles Lager
Falls du dich für das nächste Mal besser vorbereiten möchtest, dann überlege dir rechtzeitig, wann du welches Bier brauen möchtest. Mir ist es auch immer wieder passiert, dass ich die Zeit für die Nachgärung und Reifung unterschätzt habe und zu den gewünschten Terminen dann mit nichtfertigem Bier stand.
Ein sehr gutes Hilfsmittel ist ein Braukalender, in dem steht, wann man ein Bier brauen muss, damit es zur stiltypischen Jahreszeit fertig ist. Einen solchen habe ich hier verlinkt.
Wenn du noch weitere Vorschläge für Rezepte und Inhalte hast, dann melde dich doch bitte. Ich ergänze den Bericht dann!
Quellen:
[1] Hobbybrauer Wiki. Link
[2] Bier in einem Monat. Gute Diskussion zum Thema. Link
[3] Diskussion über schnelle Biere. Link
[4] Braumagazin.de Link
Kommentare
Hallo, hast du eine richtige Anleitung für die Abfüllung in NC-Kegs?
ich habe 2 Kegs gefüllt mit Weizen und eins mit Hellen untergärig… beide haben einfach zu wenig Co2…
beide HG und dann auf 2° runtergekühlt
dann in die Kegs (vorher kurz mit Co2 gefüllt) 2min. bei 3°
sowie 10 min. gerollt und 1 Tag mit 3bar bei 2° …
leider keinen Druck und mit einem Picknick-Hahn gezapft…
Ergebnis nur Schaum und nur einwenig Co2…
Was kann man jetzt noch machen ohne das Bier gleich ins Klo zu schütten?
Gruß
Walter aus Hamm
Hallo Walter,
ich schreibe tatsächlich aktuell einen Artikel über NC-Kegs. Allerdings um die Anschaffung etc. Langfristig habe ich aber viele Artikel zum Kegging geplant. Natürlich das Abfüllen, aber auch den Bau eines Keezers sind dabei.
Zu deinem Problem:
Ich rolle / schüttel meine Fässer nicht. Daher keine Erfahrung zu dem Verfahren. Zunächst überlege ich mir, bei welcher Temperatur das Fass gelagert werden soll. Z.B. 8°C. Dann schaue ich in die Spundungstabelle, oder nutze einen Rechner. Z.B. diesen hier: Rechner
Ein Pale Ale mit 4,5g CO2 / l muss demnach mit 0,9 Bar Druck gespundet werden. Das CO2 bindet sich nur langsam im Bier, daher muss der Druck in der Regel ca. 4-5 Tage aufrecht erhalten werden. D.h., die CO2 Flasche durchgehend angeschlossen und geöffnet lassen bei 0,9 Bar. Wenn du die Zeit hast, dann versuche es mal so. Wenn es dann immer noch nicht geht, hast du vielleicht eine Undichtigkeit im System. NC-Keg Dichtungen müssen hin und wieder getauscht werden.
Außerdem ist der Picknick-Hahn in der Regel ungeeignet. Man kann ihn gut nutzen, um mal eine Probe zu zapfen, aber dadurch ein ordentliches Bier zu zapfen wird schwer. Beschaff dir besser einen Kompensatorhahn, da du dort den Zapfdruck regulieren kannst und keine Schaumorgie produzierst. Den gibt’s auch als Direktzapfhahn, also ohne Leitungen direkt aufs Keg stecken.
Wegschmeißen würde ich das Bier deswegen auf jeden Fall nicht. 🙂
Ich hoffe das hilft dir weiter.
Viele Grüße