Einleitung

Die ersten Schritte zum eigenen Bier sind nicht unbedingt leicht und spätestens beim Studieren des Brauprozesses, werden die anfänglichen Erwartungen schnell gedämpft. Brauen ist ein sehr aufwändiger und komplexer Prozess. Möchte man diesen als Einsteiger lernen und verinnerlichen, ist viel Geduld und Durchhaltevermögen nötig. Es gibt aber ein paar Tricks sich dem Brauen zu nähern, ohne gleich den vollständigen Prozess zu durchlaufen.
In diesem Artikel zeige ich dir wie du die einzelnen Brauprozesse sukzessive verinnerlichen kannst, welches Equipment für den Start notwendig ist und wie du an ein gutes Rezept kommst. Allgemein beantworte ich dir folgende Fragen: Wo fange ich als Einsteiger an? Was ist der Unterschied zwischen einem Bierkit und einer Malzmischung? Was ist ein Braufass?

 

Schritt 1: Einblick ins Hobby

Um dem Brauen etwas näher zu kommen und um in den Prozess hineinzuschnuppern, gibt es zwei Möglichkeiten.

Schnupperkurs bzw. Braukurs

Suche im Internet nach Brauereien in deiner Nähe. Oft bieten diese eintägige Braukurse an in denen du den vollständigen Prozess kennenlernst. In der Regel gibt es einen Folgetermin an dem du dann das Bier probieren oder sogar mitnehmen darfst. Du wirst auch kennenlernen, dass Brauen viel mit Reinigen und Desinfizieren zu tun hat. Kleiner Tipp: Bevorzuge Braukurse von kleinen Craftbier Brauereien oder anderen Hobbybrauern. Sie arbeiten in der Regel mit alternativen Geräten, wie du sie später auch nutzen wirst.

Gastbraumeister bei Hobbybrauern

Die günstigere Alternative ist das Zuschauen beim Hobbybrauer Experten. Melde dich doch einfach in der Community hobbybrauer.de an und frage in der Unterregion … einfach unverbindlich nach. Es wird sich bestimmt jemand melden, denn wir Hobbybrauer sind sehr gesellig und brauen gerne gemeinsam 🙂

 

Schritt 2: Basics und der Gärprozess

Das Schöne am Hobbybrauen ist, dass der komplexe Prozess in seine einzelnen Bestandteile zerlegt und Stück für Stück erlernt werden kann. Dazu gibt es am Markt verschiedene Konzepte, die einem das Bierbrauen erleichtern und gewisse Teile des Prozesses abnehmen.

Das schnelle Bierkit (Zutaten)

Ein Bierkit ist eine gute Möglichkeit sein erstes Bier zu bereiten. Die wesentlichen Brauprozesse sind bereits durchlaufen und sind als Malzextrakt in einer sirupartigen Flüssigkeit gebunden. Zusätzlich enthält ein Bierkit eine geeignete Hefe um die Würze zu vergären. Das ist unkompliziert und innerhalb einer Stunde bis zur Hefegabe erledigt (Das Bier muss danach natürlich noch gären und reifen).

Ein Bierkit ist nicht zu verwechseln mit dem Bierbrau-Set, da es nur die Rohstoffe für dein erstes Bier enthält. Das Bierbau-Set ist hingegen das dafür benötigte Equipment. Geschmacklich kann das allerdings längst nicht mit einem Selbstgebrauten mithalten. Daher wird dieses Verfahren in der Hobbybrauer Community für einen Anfänger eher skeptisch betrachtet, da es den Einsteiger ggfs. abschrecken könnte. Zum Kennenlernen der Gärphase (Was im Übrigen eines der wichtigsten Prozesse ist) ist es dennoch eine gute und unkomplizierte Möglichkeit.

Bierbrau-Set (Equipment)

Ein Bierbrau-Set ist das mindeste Equipment was du für dein erstes Bier brauchst. Es enthält alle wichtigen Komponenten die für den letzten Prozess, den Gärprozess nötig sind. Enthalten sind z.B. der Gäreimer, Rührstab, Verkorker, ein paar Kronkorken und je nach Set auch schon ein Bierkit. Das sind an dieser Stelle die wichtigsten Komponenten. Wer zu Beginn gleich etwas mehr Ausrüstung kaufen möchte, wählt dann wahlweise einfach ein größeres Set. Oft enthalten diese dann bereits Gegenstände, die erst bei der Würzebereitung benötigt werden (z.B. eine Spindel). Allgemein ist dieses Set in keiner Weise herausgeschmissenes Geld, da alle Komponenten später wiederverwendet werden können.

Braufass

An dieser Stelle nur vollständigkeitshalber erwähnt, da ich persönlich nicht viel von diesem Verfahren halte. Es ist im Prinzip ähnlich wie bei dem Bierkit, nur das du das Bierbrau-Set nicht benötigst da sich alles in dem mitgelieferten Fass abspielt. Abgesehen vom Geschmack, hast du am Ende zwar 5l Bier, dafür aber zu viel Geld ausgegeben und immer noch kein Equipment. Eher ein Spaß zum Verschenken, aber keine nachhaltige Investition in das Hobby.

 

Schritt 3: Würzebereitung nach Anleitung

Du hast an dieser Stelle den Gärprozess kennengelernt und gehst nun einen Schritt weiter. Dabei liest du dich in die Thematik der Würzebereitung ein, da du nun anstelle des Malzextrakts eigene Würze vergären möchtest. Dazu benötigst du weiteres Equipment:

Marke Eigenbau

Zusammengestellte Brauanlage aus Einkocher, Töpfen, Kochplatten, Gaskocher, separate Eimer und Brauequipment. Hier sind nicht selten auch selbstgebastelte Komponenten, wie Rührwerk, Brausteuerung usw. anzutreffen.

Die Grundausstattung ist auf dieser Seite schön aufgelistet und mit Bildern untermalt: Die Grundausstattung

Vollwertiges Komplettsystem

Auf dem Markt gibt es auch Komplettsysteme, die für bestimmte Ausschlagmengen erhältlich sind. Sie sind kompakt und platzsparend, dafür aber auch verhältnismäßig teurer als eine eigene Konstellation.

Malzmischung

An dieser Stelle benötigst du bereits die wesentlichen Komponenten einer Hobbybraueranlage und hast dich und deine Anlage seit dem 2. Schritt weiterentwickelt. Eine Malzmischung besteht aus fertig abgepackten Rohstoffen zu einem ganz bestimmten Rezept und leitet dich durch den Brautag anhand einer beiliegenden Anleitung. Es ist das rundum sorglos Paket. Somit brauchst du dir keine Gedanken darübermachen, wie du die übriggebliebenen Rohstoffe lagerst oder wie du ein fremdes Rezept auf deine Anlage anpasst. Wer sich an dieser Stelle noch nicht sicher fühlt den Brautag in Eigenregie zu planen und wer fremde Rezepte noch nicht gut genug versteht um die Zutaten umzurechnen und selbst zu beschaffen, ist mit einer Malzmischung genau richtig aufgehoben. Mit einer Malzmischung durchlauft ihr den kompletten Prozess der Würzebereitung und könnt euch voll auf den Prozess konzentrieren.

Natürlich kannst du diesen Schritt auch überspringen, wenn du direkt „richtig“ loslegen möchtest. Dazu brauchst du dann nur von vornherein ein Grundverständnis der Würzebereitung, damit du Rezepte selber auf deine Anlage umrechnen kannst.

 

Schritt 4: Auf eigene Faust

Nachdem du dich durch das Forum und die Einsteigerliteratur gewälzt und den Prozess der Würzebereitung und der Gärung verinnerlicht hast, kannst du nun beliebige Rezepte nachbrauen. Du bist jetzt dort angekommen, wo viele immer bleiben. Die Krönung deiner Hobbybrauer Karriere liegt natürlich in der eigenen Kreation von neuen Rezepten.

Rezeptverwendung aus dem Internet

Nun weißt du bereits wie Bier gebraut wird. Du hast Rohstoffe in ein Bier umgewandelt. Das zwar durch Anleitung und einem fertigen Rezept, dafür aber entspannt und fokussiert. Nun ist es an der Zeit dir ein Wunschrezept aus dem Internet zu suchen und dieses nachzubrauen.

Suche dir nun ein Rezept aus dem Internet heraus und braue es nach. Du wirst sehen, dass es viele verschiedene Webseiten gibt auf denen Rezepte publiziert werden. Auch existiert viel Literatur in welcher es von Rezepten nur so wimmelt. Die Erfahrung aus dem Forum ist eindeutig: Viele Rezepte sind schlecht, wurden vom Autor niemals gebraut oder machen gar gefährliche Angaben. Daher meine Bitte: Nutze für den Anfang nur die von mir empfohlenen Seiten und Quellen. Diese sind entweder aus der Community heraus entstandene Verzeichnisse, oder durch sie empfohlene Literatur. Somit bist du zu Beginn auf der sicheren Seite.

Stöbere einfach mal auf www.maischemalzundmehr.de (MMuM) und suche dir ein Rezept aus. Du wirst dieses auf deine Anlage (Ausschlagmenge und Sudhausausbeute) und deine Rohstoffe (Alpha-Säure Gehalt des Hopfens) umrechnen müssen. MMuM wird dich dabei aber unterstützen.

Ein wirklich gutes Rezept für Einsteiger ist das Triticum Wormatia auf MMuM. Ich habe es in einer Rezeptbewertung dokumentiert und auch den Brauprozess dokumentiert: Triticum Wormatia

 

Malzknecht.de

An dieser Stelle möchte ich auch das Vorhaben meines Blogs noch einmal hervorheben. Malzknecht.de wird genau hier ansetzen und Rezepte aus empfohlenen Quellen nachbrauen und bewerten. Neben den Tücken der Rezepte, werden Bilder des fertigen Resultats, sowie Verbesserungsvorschläge veröffentlicht. Außerdem entwickle ich eigene Rezepte und schildere dabei den Prozess, wie auch du dein eigenes Rezept entwickeln kannst.
Ich hoffe ich konnte dir bei deinem Einstieg helfen und freue mich auch in Zukunft über deinen Besuch auf meinem Blog.